Niedrige Bauzinsen, hochpreisige Angebote auf dem Immobilienmarkt: Günstige Finanzierungskredite verführen Menschen mit dem Wunsch nach einem Eigenheim mitunter auch zum Kauf sehr teurer Objekte. Was viele unterschätzen: Auch wenn sich die Stelle nach dem Komma nur um zwei oder drei Ziffern erhöht, sind bei Kreditsummen von mehreren hunderttausend Euro erhebliche Zinskosten die Folge. Die Zeitschrift Finanztest hat im Zuge der weiterhin auf niedrigem Niveau verbleibenden Finanzierungszinsen Berechnungen angestellt und hält fest: Bausparen lohnt sich weiterhin – und hilft Käufern, bares Geld zu sparen. Bernd Hertweck, Vorstandsvorsitzender der Wüstenrot Bausparkasse, hält die Kombination aus Bankfinanzierung und Bauspardarlehen für die optimale Lösung.
Je kleiner das Bankdarlehen, desto niedriger der Zinssatz
Wer sich mit dem Thema Immobilienfinanzierung schon einmal beschäftigt hat, weiß: Je niedriger die geforderte Kreditsumme im Verhältnis zum Kaufpreis ist, desto attraktiver fällt der Zinssatz aus. Viele Kreditinstitute fordern von vorneherein, dass der Kreditnehmer beispielsweise mindestens 20 Prozent des Kaufpreises (ohne Nebenkosten) aus eigener Tasche finanziert. 100-Prozent-Finanzierungen sind – mit entsprechend hohem Zinssatz – vereinzelt möglich, jedoch nicht die Regel. Ziel sollte in Hinblick auf eine realistische Tilgung bis zum Rentenalter immer ein möglichst geringes Bankdarlehen sein. Nicht immer ist ein ausreichend hohes Eigenkapital vorhanden, um Nebenkosten zu tragen und zusätzlich noch 20 oder 30 Prozent der Kaufsumme selbst zu zahlen.
Bauspardarlehen schmälern den Zinssatz für Bankkredite
Bausparen hat also einen entscheidenden Vorteil, der auch in Zeiten niedriger Baukreditzinsen besteht: Sie benötigen geringere Kreditsummen von der Bank und profitieren von einem noch niedrigeren Zinssatz. Finanztest hat hierzu Beispielrechnungen angestellt, die bestätigen, dass durch das Einbringen eines Bauspardarlehens die Kosten für die Finanzierung um mehrere tausend Euro gesenkt werden können.
Vereinfacht dargestellt: Ein Bankkredit, der aufgrund des ausgezahlten Baudarlehens nur 60 statt 90 Prozent des Kaufpreises umfasst, senkt den Zinssatz durchschnittlich um 0,3 Prozentpunkte. Bei einer Summe von 200.000 Euro und 20 Jahren Zinsbindung erbringt dies eine Zinsersparnis von etwa 10.000 Euro. Eine finanzielle Ersparnis, die sich trotz niedriger Bauzinsen rechnet.
Bernd Hertweck: Bausparen lohnt sich vor allem für Käufer von Immobilien für den Eigenbedarf
Je nach Einkommen und Wunschlage der Immobilie kann sich die Finanzierung trotz historischem Bauzinstief schwierig gestalten – nicht selten übernehmen sich Käufer dabei. Vor allem hier bringt Bausparen Pluspunkte. Seit 2016 dürfen Bausparkassen ihre Darlehen für zum Eigenbedarf genutzte Immobilien bis zum vollen Beleihungswert vergeben, also bis zu 90 Prozent des Kaufpreises. „Gerade für kleine Familien mit dem Wunsch nach mehr Platz und einem eigenen Garten oder für junge Paare, die keine überteuerte Miete mehr zahlen möchten, ist ein Bausparvertrag die ideale Möglichkeit, um hohe Bankkredite zu vermeiden und von Zinseinsparungen zu profitieren“, so Bernd Hertweck.
Der Vorstandsvorsitzende der Wüstenrot Bausparkasse empfiehlt Kaufinteressenten, bereits frühzeitig unter Berücksichtigung von Einkommen, Rücklagen und realistischen Sparsummen durchzurechnen, wie sich ein Bauspardarlehen auf den künftigen Kauf auswirken kann. Denn auch wenn die Bauzinsen weiter niedrig bleiben, lohnen sich ein früher Abschluss und eine entsprechend hohe Bausparsumme, um mitunter mehrere tausend Euro zu sparen.