Christoph Seeger ist der Vorsitzende des Wüstenrot-Gesamtbetriebsrats und Mitglied des Aufsichtsrats der Wüstenrot & Württembergische AG. Weit über die Unternehmensgruppe hinaus bekannt und mittlerweile sogar mit der Staatsmedaille in Gold des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet wurde der Ludwigsburger jedoch aus einem anderen Grund: Er ist, wie die Ludwigsburger Kreiszeitung kürzlich titelte, das „Gedächtnis von Wüstenrot“. Diese Bezeichnung fasst sowohl die Beschreibung seiner Zweittätigkeit innerhalb des Unternehmens als auch seine innere Berufung prägnant zusammen. Denn: „Christoph Seeger“, erklärt der Wüstenrot-Vorstandsvorsitzende Bernd Hertweck, „ist unser Firmenhistoriker mit Leib und Seele.“
Den Grundstein seiner Laufbahn als Bewahrer der Historie des Bausparens legte Seeger Mitte der neunziger Jahre – gerade einmal zwei Jahre, nachdem er seine Karriere als Kreditgutachter bei Wüstenrot begonnen hatte. Damals begann seine langjährige intensive Beziehung mit einem Mann, dem er nie persönlich begegnet ist: dem Begründer des Bausparwesens und Wüstenrot-Gründer Georg Kropp. Der Grund? „1995 wurde der Kollege Seeger mit der Sanierung unseres Stammhauses beauftragt“, erläutert Hertweck. Das sogenannte Kropp-Haus war ein altes Wohnhaus im Ortskern der kleinen Waldgemeinde Wüstenrot östlich von Heilbronn. Dort – an seinem Wohnsitz – legte der Drogist und Autor Georg Kropp 1921 die Wurzeln zur „Gemeinschaft der Freunde“, der ersten funktionsfähigen deutschen Bausparkasse.
Geschichte und Zukunft im Blick
Das Mitte der 1990er Jahre kurz vor dem Abriss stehende Gebäude sollte nicht nur in einen einwandfreien Zustand versetzt werden, vielmehr sollte in den Räumlichkeiten auch ein Museum entstehen, das die Geschichte des Bausparens von den ersten Tagen bis heute widerspiegelt. Diesen Auftrag erfüllte der studierte Historiker Seeger. Mehr als das: Er führte das Museum nicht nur zur rechtzeitigen Eröffnung am 10. Mai 1996 anlässlich des 75-jährigen Firmenjubiläums der Wüstenrot-Bausparkasse. Bis heute hat er die Museumsleitung inne. „Um die 25.000 Menschen haben seit der Eröffnung das Museum besucht – und somit dank Christoph Seeger einen ganz besonderen Einblick in das Bausparen gewonnen“, sagt Bernd Hertweck.
Dieses Engagement für den Erhalt des Erbes von Georg Kropp und der Bausparhistorie war einer der Gründe, warum Seeger im vergangenen Herbst die Staatsmedaille in Gold verliehen wurde. Doch mit vergangenen Ehrungen hält sich der engagierte Historiker nicht auf. Im Moment hat der 56-Jährige sein Augenmerk auf die Bundesgartenschau gerichtet, die im April 2019 in Heilbronn ihre Pforten öffnet. Dort nämlich wird eine Idee von ihm zu sehen sein: Eine Figur des Bausparkassen-Erfinders Kropp inmitten des blühenden Lebens der Gartenschau.
Ein ganz besonderer Meilenstein in der Geschichte des Bausparens wird in nicht allzu ferner Zukunft folgen: In zwei Jahren feiert die Wüstenrot Bausparkasse ihr 100-jähriges Bestehen.