Das Gesetz zur „Invaliditäts- und Altersversicherung“, das im Jahr 1889 im Reichstag verabschiedet wurde, gilt gemeinhin als die Geburtsstunde des deutschen Altersvorsorgesystems. Das selbst genutzte Eigenheim ist heute die beliebteste Variante der individuellen Alterssicherung. In einem Beitrag in der Jubiläumsausgabe der Zeitschrift Immobilien & Finanzierung gibt Bernd Hertweck, Vorstandsvorsitzender von Deutschlands traditionsreichster Bausparkasse Wüstenrot, einen historischen Abriss der Geschichte des Wohneigentums als Mittel zur Altersvorsorge. Seinen Anfang nahm der weit verbreitete Erwerb von privaten Wohnimmobilien in den Zwischenkriegsjahren.
Wohneigentumsbildung startete erst in den 60er Jahren richtig durch
Die Möglichkeit, auf gesellschaftlich breiter Front Wohneigentum zu erwerben, steht in enger Beziehung zum Entstehen des Bausparwesens in Deutschland. Dabei ging es dem Sozialreformer Georg Kropp bei der Gründung der Vorgängerin der heutigen Wüstenrot Bausparkasse, der „Gemeinschaft der Freunde“, in erster Linie noch nicht um die Altersvorsorge. Vielmehr wollte er mit seiner Idee, der Hilfe zur Selbsthilfe, den für Großteile der Bevölkerung desolaten Wohnverhältnissen entgegenwirken.
Seine Lösung bestand darin, breiteren Schichten den Erwerb von Wohneigentum zu ermöglichen. „Diesem reformerischen Ansatz wurde durch die aufziehende Weltwirtschaftskrise und Hyperinflation jedoch vorerst der Wind aus den Segeln genommen. Und nach dem Zweiten Weltkrieg stand die Bewältigung der Kriegsschäden im Vordergrund“, erklärt Bernd Hertweck. „Erst mit dem wachsendem Wohlstand des ‘deutschen Wirtschaftswunders‘ nahm die Wohneigentumsbildung in den sechziger Jahren an Fahrt auf und wurde unter dem Aspekt der Vermögensbildung auch staatlich gefördert.“
Neben der Wohnungsbauprämie wurden vom Gesetzgeber zunehmend weitere Förderinstrumente implementiert, um die selbst genutzte Wohnimmobilie als Form der Altersvorsorge stärker zu etablieren. Hier führt Bernd Hertweck eine der größten staatlichen Subventionsinitiativen Deutschlands, die Eigenheimzulage, an. Der bis 2005 bundesweit gezahlte Zuschuss wurde 2008 durch die häufig „Wohn-Riester“ genannte Eigenheimrente abgelöst. Aus Sicht von Wüstenrot-Chef Bernd Hertweck erkannte der Gesetzgeber damit erstmals in vollem Umfang an, dass eine selbst genutzte und schuldenfreie Wohnimmobilie im Hinblick auf die Alterssicherung einer Geldrente durchaus gleichzusetzen ist.
Bausparen ebnet den Weg ins Eigenheim – und zum mietfreien Wohnen im Alter
„Jeder Familie ihr Eigenheim“, so lautete der Leitsatz des Wüstenrot-Gründers Georg Kropp. Er lag damit goldrichtig. Auch wenn die staatliche Anerkennung der wichtigen Rolle des Wohneigentums für die Alterssicherung erst vergleichsweise spät erfolgte, setzen die Bürger selbst seit geraumer Zeit auf das Eigenheim für die Absicherung des Ruhestandes: Bereits seit Jahrzehnten steht das Eigenheim auf Platz eins der beliebtesten Formen der Altersvorsorge. Insbesondere die Aussicht auf mietfreies Wohnen im Alter stellt die individuelle Alterssicherung auf ein solides Fundament. „Und auch wenn Bausparkassen selbstverständlich nicht an jeder Wohnungsbaufinanzierung beteiligt sind, so kommt dem Bausparen doch eine maßgebliche Bedeutung dabei zu, gerade jungen beziehungsweise vermögens- und einkommensschwachen Manschen den Weg ins Eigenheim zu ebnen,“ betont Bernd Hertweck.