Knapp ein Jahr nach der Einführung des Baukindergeldes haben Zahlen des Innenministeriums zufolge bereits mehr als 112.000 Familien diese finanzielle Unterstützung des Staates für den Immobilienerwerb beantragt. Eine der Nachrichtenagentur dpa vorliegende Auswertung der bis dato bewilligten Anträge legt nahe, dass die Gelder der intendierten Zielgruppe, sprich jungen Familien mit kleinen Kindern und vergleichsweise geringem Einkommen, zugutekommen. Bernd Hertweck, Vorstandsvorsitzender der Wüstenrot Bausparkasse, nahm die erste Bilanz des neuen Subventionsmediums als durchaus positives Ergebnis zur Kenntnis.

Familien mit niedrigem Einkommen in der Mehrzahl

Etwa 43.000 Familien hatten zum Zeitpunkt der Auswertung Ende Juni eine Bewilligung in Form einer Auszahlungsbestätigung vorliegen oder bereits erste Gelder erhalten. Die verbleibenden Gesuche liegen noch bei der zuständigen KfW-Bankengruppe und warten auf Abarbeitung. Die Auswertung der bewilligten Anträge ergab, dass die Förderung vorrangig niedrige Einkommensstufen erreicht: Laut Ministerium verfügten die bisherigen Baukindergeld-Empfänger zu etwa 60 Prozent über ein Haushaltseinkommen von nicht mehr als 40.000 Euro (vor Steuern). Bei rund 40 Prozent lag das zu versteuernde Einkommen pro Haushalt sogar bei maximal 30.000 Euro. Zudem hatte die Mehrheit der Familien jungen Nachwuchs: Zwei Drittel der Empfänger hatten Kinder im Vorschulalter, bei einem Drittel waren die Kinder sogar jünger als zwei Jahre. Im Hinblick auf die Treffsicherheit der Fördermaßnahme hat Wüstenrot-Chef Bernd Hertweck keinerlei Beanstandungen: Die Gelder scheinen bislang durchaus die richtigen Adressaten zu erreichen.

Baukindergeld: insgesamt 12.000 Euro pro Kind

Seit September vergangenen Jahres können Familien und Alleinerziehende mit Kind und einem zu versteuernden Haushaltseinkommen unter 90.000 Euro das Baukindergeld beantragen. Bei Familien mit mehr als einem Kind steigt die Einkommensgrenze um 15.000 Euro für jedes weitere Kind. Der Zuschuss für den Hausbau oder Immobilienkauf beläuft sich über einen Zeitraum von zehn Jahren auf 1.200 Euro je Kind und Jahr, insgesamt erhalten die Empfänger also für jedes Kind über den Förderzeitraum 12.000 Euro vom Staat. Eine Summe, die aus Sicht von Bernd Hertweck Familien durchaus ein wirkungsvolles Instrument für die Finanzierung einer Immobilie an die Hand gibt. Doch der Wüstenrot-Vorstandsvorsitzende mahnt die Notwendigkeit weiterer wohnungspolitischer Maßnahmen zur Eigentumsförderung an.

Bernd Hertweck: Eigenkapitalproblematik ungelöst

Denn eine Grundproblematik bleibt auch mit einem Förderinstrument wie dem Baukindergeld ungelöst: Das vielen Menschen mit niedrigem und mittlerem Einkommen fehlende Eigenkapital. Für die Immobilienfinanzierung über eine Bank gelten Eigenmittel in Höhe von 10 bis 15 Prozent des Kaufpreises in der Regel als Minimum. An einem Eigenheim interessierte Familien, die nicht über das notwendige Eigenkapital für die Beantragung eines Immobilienkredites verfügen, kommen auch mithilfe des Baukindergeldes beim Haus- oder Wohnungskauf nicht voran.

Unterstützung bei der Eigenkapitalbildung für den Erwerb von Wohneigentum leistet in Deutschland bereits seit 1952 die Wohnungsbauprämie. Das Subventionsinstrument krankt aus Sicht des Bausparexperten Bernd Hertweck jedoch an einem ganz zentralen Mangel: Immer mehr Haushalte fallen aus dem Kreis der Förderberechtigten heraus, da die Einkommensgrenzen seit über 20 Jahren nicht an die sich wandelnden Einkommensverhältnisse angeglichen wurden. Eine Anpassung der Förderkonditionen stellt aus Sicht des Wüstenrot-Vorstandsvorsitzenden daher einen unerlässlichen Schritt in der Förderung von Wohneigentum dar. Diesbezüglich fordert die Branche bereits seit Längerem die Einlösung von Zusagen der Bundesregierung bezüglich der Verbesserung der Wohnungsbauprämie ein.