Junge Familien mit Kindern, die planen, eine Immobilie zu erwerben oder dies seit Jahresbeginn bereits getan haben, haben Grund zur Freude: Das Baukindergeld ist da – ab dem 18. September 2018 kann es beantragt werden.

Von diesem Tag an können Familien mit Kindern unter 18 Jahren die Fördergelder in Höhe von bis zu 12.000 Euro je Kind erhalten. Gefördert werden selbst genutzte Immobilien, die seit dem 1. Januar 2018 gekauft worden sind oder bis zum 31.12.2020 gekauft werden sowie Neubauten, deren Baugenehmigung im selben Zeitraum erfolgt ist. Bernd Hertweck, Vorstandsvorsitzender der Wüstenrot Bausparkasse, sieht in der Entscheidung zugunsten der Förderung des Eigenheimerwerbs ein positives politisches Signal. Um mehr Menschen – insbesondere junge Familien – in ihre eigenen vier Wände zu bringen, müsse jedoch noch mehr getan werden.

Bernd Hertweck: Vielen fehlt es weiterhin am notwendigen Eigenkapital

Angesichts der seit Jahren steigenden Immobilienpreise sowohl bei Neubauten als auch bei Bestandsimmobilien sieht Bernd Hertweck im Baukindergeld definitiv das Potenzial, den Kauf einer Immobilie erschwinglicher zu machen. Mit der neuen Fördermaßnahme soll eine Familie über einen Zeitraum von zehn Jahren 1.200 Euro pro Jahr und Kind erhalten, vorausgesetzt, sie bleibt in ihrer Wohnung wohnen. Insbesondere jüngere Familien mit relativ niedrigem Einkommen haben mit diesem finanziellen Zuschuss bezüglich der monatlichen Finanzierungsraten das höchste Einsparpotenzial. Und gerade in ländlichen Regionen, wo Immobilien noch preisgünstiger sind, bekommen sie mit der neuen Förderung einen ordentlichen Hebel für die Finanzierung an die Hand. Demzufolge ist das Baukindergeld laut dem Wüstenrot-Chef ein richtiger und wichtiger erster Schritt der Wohneigentumspolitik, weitere Maßnahmen müssen jedoch folgen. Denn: Insbesondere vielen Menschen mit niedrigem und mittlerem Einkommen fehlt es weiterhin an dem notwendigen Eigenkapital für den Erwerb einer Immobilie. Einer jungen Familie, die nicht über das notwendige Eigenkapital verfügt, um einen Kredit zur Immobilienfinanzierung über eine Bank zu bekommen, nutzt folglich auch das Baukindergeld nichts.

Baukindergeld wirkt als Sofortmaßnahme, doch langfristig brauchen wir die verbesserte Wohnungsbauprämie

Mit der Einführung des Baukindergeldes verfolgt die Bundesregierung das erklärte Ziel, die sehr niedrige Wohneigentumsquote im Lande zu erhöhen. Diese beläuft sich in Deutschland aktuell auf 45 Prozent – im europäischen Vergleich liegen die Deutschen vor der Schweiz damit auf dem vorletzten Platz. Im europäischen Durchschnitt wohnen hingegen 70 Prozent der Bürger in den eigenen vier Wänden. Hier soll das Baukindergeld eine Trendwende einleiten.

Das Baukindergeld ist auf drei Jahre begrenzt. Sie hilft allen Haushalten, die heute bereits mehr oder weniger auf dem Sprung sind, Wohneigentum zu erwerben. Denn mit zwei Kindern kann man so beispielsweise immerhin in den ersten zehn Jahren 200 € mehr jeden Monat in Zins und Tilgung stecken. Doch für das Ziel, die Wohneigentumsquote in Deutschland nachhaltig zu steigern, ist das Baukindergeld eher ein Tropfen auf den heißen Stein. Zudem ist es ja so, dass das Baukindergeld nur gezahlt wird wenn die Kinder bereits geboren wurden. Paare, welche die Familienplanung in der umgekehrten Reihenfolge betreiben möchten und mit den Kindern warten, bis sie mit Wohnungserwerb oder Hausbau das Dach über dem Kopf der zukünftigen Familie gesichert haben, gehen beim Baukindergeld leer aus.

Sehr viele junge Familien und natürlich auch die Familien von morgen müssen erst noch Eigenkapital bilden, um Wohneigentum erwerben zu können. Diese Sparanstrengung unterstützt der Staat mit dem bewährten Instrument der Wohnungsbauprämie. Da die Einkommensgrenzen allerdings bereits seit über 20 Jahren nicht mehr erhöht wurden, sind inzwischen auch Normalverdiener, für die sie eigentlich einmal eingeführt wurde, aus der Förderung herausgefallen. Wollen wir langfristig wieder mehr Menschen in Wohneigentum bekommen wäre es hilfreich und wichtig, dass die Bundesregierung ihrer Ankündigung im Koalitionsvertrag, die Wohnungsbauprämie wieder auf Stand zu bringen und attraktiver zu gestalten, schnell Taten folgen lässt. Denn die Wohnungsbauprämie bekommt man auch ohne Kinder, sogar schon mit 16 Jahren.